Die 5S-Methode: Schlafen wie im Mutterleib
Einige Einschlafhilfen wie das Wiegen, der Schnuller oder der berühmte Föhn sind allseits bekannt und aufgrund ihrer Wirksamkeit ebenso beliebt. Was aber steckt eigentlich dahinter? Warum funktionieren diese Tricks so gut? Schlafberaterin Caroline Helming hat sich hierzu für uns die 5S Methode nach Dr. Harvey Karp genauer angeschaut und teilt ihre Erfahrungen aus der Praxis.
Inhaltsverzeichnis:
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1. Die 5S-Methode (nach Dr. Harvey Karp)
Dr. Harvey Karp, einer der renommiertesten Kinderärzte Amerikas und Experte für die (früh)kindliche Entwicklung hat das Thema genauer untersucht. Seiner Theorie nach kommen unsere Babys 3 Monate “zu früh” auf die Welt. Manche Kinder scheinen damit größere Probleme zu haben als andere. Und gerade die Babys, welche mehr als 3 Stunden am Tag weinen, kommen mit dem Wechsel vom Mutterleib in unsere Welt besonders schlecht zurecht, so die Theorie. Sie schreien teilweise lange und exzessiv – umgangssprachlich werden sie deshalb auch als “Schreibabys” bezeichnet. Vereinfacht gesagt hätten sie noch etwas Zeit im Mutterleib benötigt.
Dr. Harvey Karp hat seine Aufmerksamkeit diesen Babys genauer gewidmet und die 5S-Methode entwickelt. Kurz zusammengefasst geht es in dieser darum den Kleinen den Mutterleib noch ein wenig länger zu simulieren. Dies geschieht durch die sogenannte 5S-Methode:
- Swaddle (einwickeln) – das heißt eine räumliche Begrenzung schaffen, zum Beispiel Pucken
- Seiten-Bauch-Lage – beim Beruhigen auf dem Arm, um den sogenannten Moro-Reflex zu unterdrücken
- Sch-Laute oder weißes Rauschen – Geräusche wie im Mutterleib simulieren, das Herz und die Blutgefäße
- Schaukeln / Bewegung – bei schreienden Kindern rhythmisches Wackeln, ein Kind im Mutterleib wird ganz schön durchgeschüttelt
- Saugen – orale Beruhigung durch z.B. den Schnuller – Ein Beruhigungsreflex
Wird die 5S-Methode gleichzeitig und richtig angewendet, ist sie bei Einschlaf-Schwierigkeiten extrem hilfreich. Nach und nach können die einzelnen “S” dann wieder “abgebaut” werden, um Schlafassoziationen, also eine Abhängigkeit, zu vermeiden.
Die komplette Anleitung zu dieser Technik und genauere Informationen zu den Hintergründen kann man in seinem Buch Das glücklichste Baby der Welt detaillierter nachlesen.
2. Meine Erfahrung als Mutter & Schlafberaterin mit der 5S-Methode
Ob an seiner Theorie mit der verfrühten Geburt was dran ist oder nicht ist nicht unbedingt entscheidend. Es spielen meist sicherlich noch einige andere Faktoren eine Rolle warum manche Kinder mehr schreien als andere. Unter anderem ganz weit vorne ist die Überreizung durch Übermüdung.
Die 5S-Methode ist aber unbestreitbar äußerst wirksam.
Ich selbst hatte ein “Schreibaby” und habe diesem durch die 5S-Methode in Kombination mit meiner gesamtheitlichen Methodik (altersgerechte Wachzeiten, geeignete Einschlafroutine, etc.) sehr schnell zur Beruhigung verholfen.
Aber auch Babys, welche nicht vermehrt schreien kann die Methode zu besserem Schlaf verhelfen. Gerade die Kombination aus Begrenzung, weißen Rauschen und Bewegung ist meiner Meinung nach, zumindest in den ersten Lebensmonaten, Gold wert.
Deshalb bin ich auch ein großer Fan vom Pucken bei Neugeborenen. Die Wombis sind dann die perfekte Fortsetzung, sie erlauben einen fließenden Übergang weg vom Pucken, welches man nicht zu lange anwenden sollte. Durch die räumliche Begrenzung, gerade an den Armen finden die Kleinen meistens besser in den Schlaf und können auch zudem besser in diesem verweilen. “Lästige” Moro-reflexe, durch welche sich die Kleinen immer wieder selbst aufwecken, werden eingedämmt. Und das Gefühl der Enge schenkt ihnen Geborgenheit und wohlige Wärme, ganz wie im Mutterleib.
3. Aber: Jedes Kind ist einzigartig
Trotz aller Theorie gibt es für mich zum Thema Babyschlaf nur eine Wahrheit: Jedes Kind ist individuell und einzigartig. Keine Methode wird je nach Schema F auf jeden kleinen Erdenbürger anwendbar sein. Genau das macht meinen Beruf als Schlafberaterin so interessant, jeder Fall ist anders, neu und einzigartig. Trotzdem sind die 5S natürlich äußerst bewährt und es schadet nicht, sie mal auszuprobieren. Wer weiß? Vielleicht wird auch dein Kind einfach schon allein deshalb besser schlafen, weil es z.B. räumlich begrenzt wird. Vertraue auf deine Intuition, du wirst spüren, was sich gut für dein Kind und dich selbst anfühlt. Und genau diese Intuition wird dir im Übrigen auch sagen, dass es kein Kind verdient hat, schreiend alleine gelassen zu werden!
Gastbeitrag von Caroline Helming von Babyschlafcoachcaro:
Instagram: caroline.helming
Website: https://www.caroline-helming.de